Mit der Direktvermarktung wird den Betreibern von PV-Anlagen eine Möglichkeit geboten, mehr Geld mit ihrem eingespeisten Strom zu verdienen als mit der Einspeisevergütung. Aber wie viel genau? Sie erfahren es in diesem Beitrag.
Geschrieben von Armin Hirschfeld
Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024
Als Beitreiber einer Solaranlage stellt man sich häufiger die Frage, wie Sie den Amortisierungszeitraum Ihrer PV-Anlage möglichst verkürzen und darüber hinaus maximal viel Geld durch die Anlage verdienen. Schließlich waren die Anschaffungskosten nicht gerade gering und die Ausgaben müssen erstmal wieder erwirtschaftet werden. Eine Direktvermarktung verspricht Ihnen höhere Einnahmen für die Einspeisung. Was an dieser Methode dran ist und ob es sich für Sie als Hausbesitzer oder Eigentümer lohnt, haben wir hier einmal für Sie analysiert.
Bei der Direktvermarktung wird der Strom nicht an Ihren Netzbetreiber verkauft, sondern direkt an der Strombörse. Einige Unternehmen bieten Dienstleistungen an, wo Ihnen der Verkaufsprozess des Stroms an der Börse abgenommen wird. Diese sogenannten “Direktvermarkter” haben sich darauf spezialisiert, Ihnen Strom zum besten Preis zu veräußern, damit Sie maximale Gewinne durch den Verkauf erzielen.
Sie erhalten also das Geld für Ihren Strom, das der Strom wirklich wert ist, nämlich den tatsächlichen Marktwert, für den der Strom an der Börse gehandelt wird. Somit können Sie davon profitieren, wenn der Marktwert für den Strom höher ist, als die festgeschriebene Einspeisevergütung, die Sie sonst für Ihren Strom bekommen würden.
Kurzes Beispiel: Wenn Sie im Mai 2024 eine neue Solaranlage in Betrieb nehmen, dann bekommen Sie nach der Einspeisevergütung für Ihre eingespeiste Energie genau 8,11 ct / kWh. Je nach Tageszeit und Jahreszeit könnten Sie den gleichen Strom auch für 11 ct / kWh oder mehr einspeisen, indem Sie einen Direktvermarkter nutzen. Sie bekommen also in diesem Beispiel ca. 35% mehr für Ihren Strom. Davon abgezogen werden noch die Kosten für den genutzten Service, was einen größeren Teil der Gewinne wieder reduzieren kann. Dazu gleich mehr.
Geeigneter Zähler, der die Marktkommunikation mitmacht, dass der Direktvermarkter auf Stundenbasis weiß, wie viel Energie eingespeist wurde. Dafür ist ein RLM-Zähler geeignet. (Registrierende Leistungsmessung). Diesen erhalten Sie von einem Messstellenbetreiber, z.B. Solandeo. Die Miete pro Jahr beträgt ca. 120€.
Der Direktvermarkter kann, nachdem er Zugriff auf Ihren Wechselrichter bekommt, über eine Software steuern, wie viel Strom zu welchem Zeitpunkt in das Netz eingespeist wird. Das funktioniert allerdings nicht immer verlässlich, weswegen es sich lohnt, selber mitzudenken und mitzuentscheiden, wann der Wechselrichter bei der Einspeisung gedrosselt werden soll und wann die volle Ladung ins Netz gebracht wird.
Tun Sie dies nicht, legen Sie die volle Verantwortung in die Hände des Direktvermarkters und können Verluste riskieren. Damit geht ein erheblicher Zeitaufwand einher, der für die meisten Hausbesitzer nicht aufzubringen ist. Am besten geeignet ist diese Methode nur für PV-Anlagen-Betreiber, die Zeit, Lust und Know How mitbringen, um sich mit der Materie zu beschäftigen.
Jetzt Angebote für eine PV-Anlage einholen
Die eigentliche Dienstleistung, also die Vermarktung Ihres Stroms an der Börse, lässt sich der Anbieter sowohl mit einem festen als auch variablen Betrag bezahlen, also beides. Damit sich die Direktvermarktung wirklich für Sie lohnt und Sie damit mehr Geld verdienen können, müssten die Gesamteinnahmen, abzüglich der Gebühren für den Direktvermarkter immer noch höher sein, als wenn Sie den Strom einfach per Einspeisevergütung in das öffentliche Netz geben.
Sollte der Direktvermarkter Ihren Strom nicht gewinnbringend an der Strombörse verkaufen können z.B. aufgrund von falscher Prognosen oder undurchsichtiger Marktsituationen, werden Ihnen als Nutzer des Services auch höhere Vermarktungskosten in Rechnung gestellt. Diese können auch mal 50€ oder mehr pro Monat betragen. Es kann also passieren, dass Sie zwar zu einem höheren Preis Ihren Strom verkaufen, aber trotzdem weniger Geld verdienen als über die Einspeisevergütung der EEG.
Die Nutzung eines Direktvermarkters ist also mit einem Risiko verbunden. In den meisten Fällen ist mit der Direktvermarktung tatsächlich mehr Geld zu verdienen, aber sicher nicht in dem Maße, wie es sich einige Anlagenbetreiber kleinerer Anlagen unter 30 kWp vielleicht erhoffen. Bei dieser Anlagengröße liegen meistens die zusätzlichen Gewinne bei 50 bis 100€ pro Monat. In den Wintermonaten eher etwas weniger.
Die Überlegung, ein eigenes Kraftwerk aufzubauen, 100% des Stroms einzuspeisen und ausschließlich direkt zu vermarkten, kommt bei Grundstücksbesitzern immer wieder auf. Auf den ersten Blick sieht diese Konstellation verlockend aus, weil damit passive Einnahmen möglich sind. Es kann also ein Nebeneinkommen oder eine zusätzliche Einnahmequelle aufgebaut werden.
In Realität beachten aber viele nicht die hohen Anschaffungskosten, zusätzlichen laufenden Kosten und den enormen Verwaltungsaufwand, den die Direktvermarkter Ihnen nicht komplett abnehmen können. Die Entscheidung, zu welchem Zeitpunkt wie viel Strom eingespeist wird, liegt nach wie vor in Ihren Händen. Der einzige Vorteil ist, dass Sie in den meisten Fällen zu besseren Preisen verkaufen können. Es handelt sich aber in den meisten Fällen nur um wenige Euros bis Cents, die Sie hier zusätzlich einnehmen.
Sollten Sie also darüber nachdenken, privat eine Anlage aufzubauen oder zu erweitern, um ausschließlich diesen Strom in das Netz einzuspeisen und direkt zu vermarkten, so ist Ihnen davon abzuraten.
Hier haben wir einige bekannte Direktvermarkter aufgelistet, bei denen Sie sich über die angebotenen Leistungen informieren können. Einige dieser Dienstleister haben Rechner auf Ihren Websites, mit denen Sie eine Prognose ausrechnen können, wie viel Geld Sie mit dem Service zusätzlich verdienen können.
Lumenaza:
https://lumenaza.community/de/home/
MilkTheSun:
Neustrom:
So schön der Gedanke einer eigenen Gelddruckmaschine auf dem Dach oder im Garten auch ist, so lohnt sich die Direktvermarktung für Private meistens nicht wirklich, vor allem dann nicht, wenn Sie nicht über einen Stromspeicher verfügen, um den Strom zur richtigen Zeit ins Netz zu geben. Ansonsten verfügen Sie nicht über die notwendige Flexibilität, um von den sich ständig ändernden Strompreisen an der Börse zu profitieren.
Im Energiebereich ist sehr viel Know-how gefragt, um tatsächlich mit der Direktvermarktung einiges an Geld zu verdienen, dass ich in der gleichen Zeit mit anderen Aktivitäten schneller und mehr Geld verdienen können. Selbst erfahrene PV-Experten schaffen es teilweise nicht mehr als 100€ pro Monat zusätzlich mit der Direktvermarktung zu verdienen im Vergleich zur herkömmlichen Einspeisung.
Übrigens ist der Vorgang der Direktvermarktung noch sehr zeitintensiv. Solange die Vorgänge der Entscheidung über Einspeisen und Drosseln nicht automatisiert passieren, sondern aktiv von Ihnen gesteuert werden müssen, ist der direkte Verkauf an der Börse meistens nicht wirtschaftlich. Mit der Verbesserung der Technik und Software könnte sich das aber in Zukunft gewiss ändern. Einige Experten und Insider arbeiten bereits an Lösungen, um diesen Vorgang zu automatisieren.
Für die meisten ist und bleibt die Direktvermarktung eine lustige Spielerei, um den Stromspeicher noch besser zu nutzen. Sicher kann mit der Direktvermarktung zusätzliches Geld verdient werden, aber leider noch nicht in dem Maße, wie es sich die meisten im ersten Moment vorstellen. Das ist auch geschuldet an den vielen Videos, wo die Direktvermarktung fast schon als Gelddruckmaschine angepriesen wird.
Am Ende liegt es an Ihnen, ob Sie der Direktvermarktung eine Chance geben und es ausprobieren wollen.
Hausguru verfügt deutschlandweit über Solarfachbetriebe, welche Ihnen für eine Angebotsstellung zur Verfügung stehen. Somit finden Sie ganz einfach eine Fachfirma für Ihre Solaranlage.
Im kostenfreien Angebotsvergleich von Hausguru bekommen Sie unverbindliche Angebote von Fachfirmen, welche die gefragte Dienstleitung bei Ihnen erbringen können. Am Ende entscheiden Sie, wen Sie wählen.
Mehr ansehen