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Solaranlage

Autarkie durch Photovoltaik - So werden Sie wirklich autark

Eine hohe Autarkie ist für viele Hausbesitzer wichtig. Wie Sie Ihren Autarkiegrad berechnen, wie viel es kostet und wie viel Autarkie für Sie sinnvoll ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Geschrieben von Armin Hirschfeld

Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024

Die Autarkie ist im Zusammenspiel mit der Solaranlage ein wichtiges Thema für die meisten Hausbesitzer. Bereits bei der Planung wollen Eigentümer wissen, wie hoch Ihre Autarkie sein wird. Im Internet herrscht der Narrativ, je mehr Autarkie, desto besser. Aber ist das wirklich der Fall? Wir nehmen das mal genauer unter die Lupe, prüfen die Kosten und finden gemeinsam heraus, welcher Autarkiegrad für Sie am besten geeignet ist.

Was bedeutet Autarkie im Zusammenhang mit Solaranlagen?

Sprechen Hausbesitzer von Autarkie, meinen sie damit die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Im Kontext der Photovoltaik bedeutet Autarkie, dass Sie sich selbst versorgen können, ohne auf zusätzliche Energiezufuhr aus dem Stromnetz angewiesen zu sein. 

Natürlich gibt es auch noch andere Energiequellen wie Öl, Gas oder Pellets. Diese Energieträger werden bei der Begrifflichkeit “Autarkie” vernachlässigt. Der Ausdruck bezieht also ausschließlich auf die Stromversorgung.

In der Photovoltaik Community gibt es nicht nur “autark” oder “nicht autark”, sondern es wird sich immer die Frage gestellt, “wie viel autark” man in Prozent ausgedrückt ist. 

Zur Veranschaulichung: Kann ich mich 12 Monate im Jahr lang jeden Tag so versorgen, dass ich keine Energie aus dem Netz beziehe, wäre ich damit 100% autark. Das tritt in der Realität bei den allermeisten nicht ein, weil die meisten Solaranlagenbetreiber im Winter Schwierigkeiten haben, genug Strom zu produzieren und damit teilweise nicht mal ihre Grundlast decken können.

Viele Hausbesitzer prahlen mit ihrer hohen Autarkie und werfen mit Zahlen wie 95% oder sogar 100% um sich, aber das bezieht sich dann meistens auf einen kurzen Zeitraum wie 7 Tage oder die Sommermonate, wo die Solaranlage viel Strom produziert und es nicht schwer ist, sich selber zu versorgen.

Realistisch gesehen liegt der höchstmögliche Autarkiegrad auf das Jahr gesehen im Schnitt bei 85%. Sollten Sie diesen Wert tatsächlich erreichen, spielen Sie schon ganz vorne mit und sind gut aufgestellt.

Wie kann ich meine Autarkie erhöhen?

  • Einsatz eines Stromspeicher: Mit einem Stromspeicher können Sie die produzierte Energie von der PV-Anlage zwischenspeichern und über den Tag verteilt einsetzen. Ein Stromspeicher ermöglicht es Ihnen, Ihren eigenen Solarstrom zeitversetzt zu verwenden, statt in der Nacht für teuer Geld Strom aus dem Netz zu beziehen.

  • Hoher Direktverbrauch: Um eine hohe Autarkie zu erreichen, ist es hilfreich, wenn Sie möglichst viel Energie dann verbrauchen, wenn die Solaranlage am meisten Strom erwirtschaftet, nämlich am Tag. Ansonsten müssten Sie nämlich den Großteil der benötigten Energie aus dem Stromspeicher ziehen. Dieser hat nur begrenzte Kapazitäten und würde für dieses Nutzungsverhalten nicht ausreichen, außer Sie haben einen sehr groß dimensionierten Speicher, was wiederum wirtschaftlich keinen Sinn macht. Für den Berufstätigen, der tagsüber außer Haus ist, ist diese Vorgehensweise schwierig umzusetzen.

  • Energiemanagement-Systeme: Mithilfe moderner Software lassen sich die wesentlichen häuslichen Geräte steuern. In einer App können Sie entscheiden, welches Gerät zu welchem Zeitpunkt laufen soll. So können Sie bspw. ein E-Auto zeitversetzt laden, den Geschirrspüler über Mittag laufen lassen und danach die Waschmaschine. Das geht natürlich, wenn man smart home steuerbare Geräte hat

  • Verbrauch senken: Kann ich meinen Energiebedarf senken, muss meine Solaranlage auch weniger Abhilfe leisten, um meine Autarkie zu steigern. D.h. wenn ich grundsätzlich weniger Strom brauche, gibt es weniger Situationen, wo meine PV-Anlage mit Speicher nicht reicht, um mich zu versorgen. Daraus ergibt sich weniger Strom aus dem Netz, also mehr Autarkie.

Was sind die Vorteile von hoher Autarkie?

Für die meisten ist eine hohe Autarkie eher ein emotionales Thema als eine wirtschaftliche Frage. Das bedeutet nicht, dass eine hohe Autarkie keine wirtschaftlichen Vorteile mit sich bringt. Dazu kommen wir gleich nochmal.

Grundsätzlich stimmt es die meisten Eigentümer zufrieden, wenn sie wissen, dass sie ihre Energie selber produzieren und die Kontrolle über ihre eigene Stromversorgung haben. Es verursacht ein Gefühl von Sicherheit und Selbstbestimmung. Das ist für die meisten sogar wichtiger als die reine wirtschaftliche Betrachtung.

Selbstverständlich erhoffen sich viele Hausbesitzer mit einer Autarkie auch einen Schutz gegen Notfallsituationen wie einen Stromausfall (Blackout) oder sogar bei einem größeren Zusammenbruch des Stromnetzes. Auch wenn das so gut wie nie eintritt, lässt es die Eigentümer nachts ruhiger schlafen.

Ein weiterer Nebeneffekt der Autarkie durch eine Solaranlage ist die positive Umweltbilanz. Nutze ich selber fast ausschließlich meinen Solarstrom vom Dach, benötige ich kaum Strom aus dem Netz, welcher von Kohle- oder Gaskraftwerken produziert wird, was für viele kein “grüner” Strom ist. Falls das für Sie ein wichtiges Kriterium ist, tun Sie also damit auch etwas für die Umwelt.

Wie viel Autarkie ist sinnvoll?

Selbstverständlich ist eine Autarkie von 100% der Traum aller Hausbesitzer. Komplett unabhängig vom Stromversorger und Netzbetreiber. Wie bereits erwähnt, ist das aber nicht ohne weiteres zu erreichen. Übrigens dürfen wir auch keine falschen Erwartungen hegen, wenn wir uns Berichte in Solar-Foren, YouTube oder Facebook durchlesen. 

Viele Betreiber von Solaranlagen verschönigen ihre Zahlen und sagen, sie hätten 100%-ige Autarkie und meinen damit aber Ihre Energieversorgung im Juni. Das ist genau der Zeitraum im Jahr, wo die PV-Anlage massenweise Überschüsse produziert und gleichzeitig am wenigsten Energie für das Heizen benötigt wird.

Der größte Hebel zur Steigerung der Autarkie ist die Solaranlage, also die PV-Module in Kombination mit einem Wechselrichter. Wenn Sie zusätzlich Ihre größten Verbräuche in die Zeit verlegen, wo die Anlage Strom produziert, können Sie oftmals schon eine Autarkie von 65% erreichen.

Auf 80% kommen Sie mit einem Stromspeicher, dessen Größe der Grundlast einer Nacht im Monat März oder Oktober entspricht. Das ist im Übrigen auch die wirtschaftlichste Lösung.

Alles über 80% geht meistens mit einer oder mehrerer dieser Maßnahmen einher:

  • Verbrauch stark senken

  • Größere Anlage anschaffen, damit im Winter genug Energie gespeichert werden kann

  • Größeren Stromspeicher anschaffen, damit genug Energie für mehrere Tage vorhanden ist

  • Energienutzungsverhalten stark anpassen, dass Sie sobald es dunkel ist, fast keinen Strom mehr verbrauchen

  • energetische Sanierung des Hauses, damit grundsätzlich weniger Strom benötigt wird, also ein niedrigeres Grundlastprofil

Wenn Sie diese beschriebenen Punkte optimieren, können Sie sogar Autarkien von über 95% erreichen. Das ist für die meisten Haushalte unrealistisch und gleichzeitig unwirtschaftlich, weil diese Höhe an Autarkie nur mit starken Einschränkungen und / oder höheren Investitionen zu leisten ist. Von daher gibt sich der Großteil der Hausbesitzer mit einer Autarkie von rund 80% mehr als zufrieden.

Hohe Autarkie hat seinen Preis

Aus rein wirtschaftlicher Betrachtung gibt es einen gewissen Punkt, ab dem zusätzliche Autarkie die Amortisierungszeit stark nach oben treibt. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie sich mehr Speicherkapazität anschaffen, als Sie tatsächlich benötigen.

Stromspeicher sind nämlich nicht günstig in der Anschaffung. Außerdem fallen Verluste beim Auf- und Entladen der Batterie an, sodass genügend Leistung seitens der Anlage vorhanden sein muss. Ist das nicht der Fall, muss nochmal nachgerüstet werden.

Ist Ihnen die Wirtschaftlichkeit für Sie egal bzw. zweitrangig oder haben Sie entsprechendes Budget vorhanden, um eine hohe Autarkie zu finanzieren, dann macht eine Speicherkapazität von 20 kWh mit einer entsprechend großen Solaranlage (mehr als 10 kWp) natürlich richtig Spaß.

Lohnt sich eine hohe Autarkie finanziell für mich?

Bis zu einer Autarkie von 80% kann man in den meisten Fällen noch wirtschaftlich argumentieren. Alles darüber fällt in die Kategorie “persönliche Präferenz”. Wie oben beschrieben, ist eine hohe Autarkie mit preisintensiven Investitionen verbunden.

Die wesentliche Frage sollte für Sie sein, mit viel Autarkie Sie sich zufriedengeben wollen und wie wirtschaftlich die Solaranlage für Sie sein muss. 

Die kürzeste Amortisationszeit erreichen Sie sicherlich mit der Anschaffung einer Volleinspeiseanlage mit Ost-West-Ausrichtung. Diese kann den Großteil Ihrer Verbräuche über den Tag abdecken, sorgt für eine solide Autarkie (50 bis 70%) und ist kostentechnisch überschaubar. Für die meisten ist das eine attraktive Investition, die Ihnen gleichzeitig höhere energetische Unabhängigkeit verschafft.

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Nutzungsverhalten zugunsten der Autarkie anpassen

Wenn Sie einen autarken Lebensstil führen wollen, werden Sie sich zwangsläufig mit den Verbräuchen Ihrer Geräte auseinandersetzen müssen. Eine hohe Autarkie kann nämlich durch ein durchdachtes Nutzungsverhalten von Strom verbessert werden. Außerdem haben Sie so weniger Kosten für Strom aus dem öffentlichen Netz.

Folgende Situationen werden Ihnen häufig begegnen:

  • Keine Geräte gleichzeitig laufen lassen: Da die PV-Anlage bei bewölktem Wetter weniger Energie produziert und der Stromspeicher auch nur ein bestimmtes Level an Strom liefern kann, können nicht mehrere energieintensive Verbraucher gleichzeitig laufen, sofern Sie tatsächlich autark sein wollen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Geschirrspüler zeitgleich mit der Waschmaschine oder mit dem Fön. Aber auch eine Wärmepumpe oder ein E-Auto muss berücksichtigt werden.

  • Anpassung an das Wetter und Jahreszeit: Jeder Tag kann etwas variieren, was die Sonneneinstrahlung betrifft. Deswegen behalten viele Anlagenbesitzer die Wetterprognosen genau im Auge. Wenn morgen mehr Sonne scheint als heute, warte ich vielleicht nochmal bis morgen mit dem Laden meines Elektrofahrzeugs.

  • Speicherstand des Stromspeichers: Die Ladung vom Stromspeicher muss man immer im Blick behalten. Steht die Ladung gerade bei 20% oder weniger, verzichten die meisten PV-Betreiber auf den aktiven Betrieb jeglicher Geräte, um eine Notstromreserve zu haben und die Grundlast zu decken. Man würde also nicht bei 15% Speicherstand den Backofen anstellen, wenn das bis morgen warten kann.

  • Reserven für die Nacht und den nächsten Morgen: Der Tag ist noch nicht einmal vorbei, da müssen Sie sich schon die Frage stellen: “Komme ich mit dem restlichen Speicher durch die Nacht?” oder auch “Reicht der Strom für morgen früh?” Denn ab dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs und bis zum Sonnenaufgang vergehen einige Stunden, wo ebenfalls Energie benötigt wird. Es muss also vorausschauend gehandelt und genau geplant werden, damit man von seinem eigenen Strom leben kann.

Diese Lebensweise ist für viele anfangs ungewohnt und erfordert eine echte Umstellung. Irgendwann gewöhnt man sich aber daran und kommt gut damit klar. Irgendwann entwickeln Sie diese vorausschauende Denkweise und entwickeln ein automatisches Gefühl für die aktuellen Verbräuche und Reserven.

Planen Sie die variablen Erträge mit ein. Mal produzieren Sie zu viel Strom, mal zu wenig. Das ist übrigens nicht nur im Winter der Fall, sondern kann auch im Sommer auftreten, wenn es mehrere Tage am Stück stark bewölkt ist. Im Winter könnte es für viele mit der Autarkie nicht funktionieren, weil die Solaranlage einfach nicht genügend Ertrag abwirft, um damit einen normalen Haushalt zu unterhalten.

Fazit und Zusammenfassung

Im Kontext der Photovoltaik werden viele Hausbesitzer irregeführt, weil der Anspruch geweckt wird, so viel Autarkie wie möglich zu haben. Natürlich ist eine Autarkie von 100% für viele der Traum, aber dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden und einiges an Budget zur Verfügung stehen. Wenn Sie das natürlich unbedingt wollen, nur zu. Niemand wird Sie daran hindern.

Lassen Sie sich also nicht verwirren und betrachten Sie nur Ihren eigenen Haushalt. Blenden Sie die vielen persönlichen Meinungen aus dem Internet aus. Achten Sie auf Ihre eigene Situation. Wie viel Autarkie lässt Sie nachts ruhig schlafen und wie viel Strom aus dem Netz können Sie verkraften? Finden Sie erstmal darauf eine Antwort, bevor Sie Ihre Anlage planen.

Behalten Sie ebenfalls die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage im Auge. Dafür lohnt sich die Verwendung unseres kostenfreien Autarkierechners. So können Sie eine Menge Geld einsparen.

Eine 100%-ige Autarkie bleibt für die meisten eine Wunschvorstellung und ist meistens auch übertrieben. Geht man nach diesem Prinzip, müssten Sie ja Ihr eigenes Essen anpflanzen und niemals in den Supermarkt gehen, um etwas einzukaufen. Ich persönlich kenne hingegen viele, die über den Sommer im Garten Gemüse anbauen und gleichzeitig regulär einkaufen gehen. Das ist zwar keine 100%-ige Autarkie, aber überleben können wir trotzdem. Lassen Sie sich also nicht in die Irre führen.

Zwangsläufig werden Sie sich dem Netzbezug nicht entziehen können, alleine wegen der wenigen Sonnenstunden im Winter. Das gilt für Tage, wo Sie vielleicht mal mehr Energie benötigen, als Ihre Anlage produziert. Wenn Sie ab und zu mal Energie aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie Ihre Unabhängigkeit aufgeben.

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