Welche Ausrichtung meiner Solaranlage sorgt für hohe Erträge und maximale Wirtschaftlichkeit? Wir klären Sie über die Dachbelegung, Neigung und häufige Fehler in der PV-Planung auf.
Geschrieben von Armin Hirschfeld
Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024
Bis vor einiger Zeit wurden hauptsächlich nur Südanlagen gebaut. Mittlerweile hat sich das aufgrund verbesserter Solartechnik geändert, sodass Ost-West-Anlage und selbst die Nordseite attraktiv für Solaranlagen geworden sind. Falls Sie also gerade eine neue Solaranlage planen oder eine bestehende erweitern wollen, erfahren Sie hier, auf was Sie bei der Ausrichtung genau zu achten haben und auf welche Irrtümer Sie nicht hereinfallen sollten.
In der Planungsphase kommt bei Hausbesitzern immer die Frage auf, welche Ausrichtung der Solaranlage tatsächlich am besten geeignet ist. Bei Satteldächern haben Sie nur zwei Möglichkeiten der Dachbelegung. Bei einem Walmdach hingegen haben Sie mehr Spielraum bei der Verteilung.
Bei Flachdächern kann man die Module entweder flach auf dem Dach installieren (also gar keine Ausrichtung) oder sich auch mit Hilfe einer Aufständerung für eine bestimmte Neigung entscheiden. Wir zeigen Ihnen jetzt einmal, welche verschiedenen Möglichkeiten bei der Ausrichtung bestehen.
Bei der klassischen Südausrichtung haben Sie den Vorteil, dass Sie Energie genau dann produzieren können, wenn die Sonneneinstrahlung am größten ist, zur Mittagszeit. Sie nehmen den Höhepunkt in der Mittagszeit mit, aber haben dafür in den Morgen- und Abendstunden weniger Ertrag. Deshalb ist bei einer Südausrichtung ein Stromspeicher so interessant, weil Sie mit dessen Hilfe den Eigenbedarf am Morgen und Abend besser abdecken können.
Eine südliche Ausrichtung ist besser für den Winter geeignet. Bei so wenigen Sonnenstunden und niedrigem Einfallswinkel liefern die Südanlagen immer noch die besten Erträge. Die Sonne erreicht erst mittags die nötige Höhe, um nennenswerte Leistung vom Dach zu holen.
Falls Sie keine (geeignete) Südausrichtung auf Ihrem Dach verfügen, können Sie alternativ Solarmodule an Ihrer Fassade installieren. Einige Häuser haben unverschattete südliche Fassaden, die sich zur Erweiterung der Solaranlage hervorragend eignen. Die PV-Module werden dann senkrecht mit 90 Grad an der Fassade montiert.
Mit der Südausrichtung haben Sie von allen Himmelsrichtungen am meisten Ertrag. Häufig kann aber der viele Überschuss nicht genutzt werden, sodass die ungenutzte Leistung zum Laden eines Stromspeichers oder eines E-Autos genutzt werden kann. Falls diese nicht verfügbar sind, kann der Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden zur geltenden Einspeisevergütung.
Bei Flachdächern kann es bei südlich ausgerichteten Anlagen bei flacher Sonneneinstrahlung zu Verschattungen kommen, indem sich die Module gegenseitig verdecken. Prüfen Sie also genau, wie die Schatten fallen und welche Störfaktoren zu einer Leistungsminderung durch Verschattungen bei der Anlage führen können.
Die Energieerzeugung verteilt sich bei der Ost-West-Ausrichtung mehr auf den Tag. Es wird ca. die Hälfte der Module auf der Ostseite und der Rest auf der Westseite installiert. Somit wird die Energieproduktion auf mehrere Stunden gestreckt und die Erträge fallen konstanter aus.
Falls Sie also gerade am Morgen und am Abend Strom verbrauchen, während Sie dazwischen meistens gar nicht zuhause sind, eignet sich eine Ost-West-Anlage. Abhängig von Ihrem Verbrauchsverhalten (Strombedarf) und der Verteilung der Sonnenstunden, können Sie die Menge der Module auf Ost und West anpassen. Bei besserer Sonneneinstrahlung bspw. auf der Westseite sollten Sie mehr Module auf dieser Seite montieren lassen.
Die Ost-West-Ausrichtung ist besser für die Sommerzeit geeignet, weil die Einstrahlung auch am Morgen und Abend ausreicht, um gute Leistungen zu erzielen. Sie haben zwar einen Verlust von etwa 4% bei der Gesamtleistung, aber können Ihren Eigenverbrauch um etwa 15% erhöhen, weil Sie den Strom länger während der Erzeugung nutzen können.
Bei einem Flachdach bekommt man übrigens auch mehr Module aufs Dach, wenn man bei Ost-West mit einer Aufständerung arbeitet, um Verschattungen zu vermeiden. Deshalb ist ein Solarcarport für die Ost-West-Ausrichtung so interessant.
An die Nordseite wird typischerweise als letztes gedacht, wenn es um die Dachbelegung geht, weil hier die Sonneneinstrahlung eher ungünstig ist. Ist Ihre Südseite bereits voll verplant oder von Verschattungen betroffen, kann sich eine Nordseite als Ergänzung lohnen.
Auch wenn eine nach Norden ausgerichtete Photovoltaikanlage nicht so wirtschaftlich ist wie eine südliche, wählen viele Eigentümer die Nordseite als Erweiterung einer bestehenden Anlage.
Da die Nordseite am wenigsten von der Einstrahlung profitiert, sollte man hier PV-Module einsetzen, die auch bei diffusem Licht möglichst viel Energie produzieren können. Die heutige Solartechnik kann mittlerweile auch bei indirekter Einstrahlung, wie bei bewölktem Wetter, solide Erträge produzieren.
Je flacher die Dachneigung, desto besser ist die Nordseite geeignet. Mit steigendem Neigungswinkel nimmt die Leistungsfähigkeit immer weiter ab. Falls die Umstände auf der Nordseite ungeeignet sein, lohnt sich alternativ die Überlegung einer freistehenden Solaranlage im Garten oder die Belegung einer Garage oder Carport.
Die beste Neigung für Ihre Solarmodule liegt bei etwa 30 Grad. Bei einer Aufdach-Anlage orientiert man sich an der gegebenen Dachneigung und installiert die Anlage darauf. Bei einem Flachdach können die Module flach mit 0 Grad installiert werden oder Sie nutzen eine Aufständerung. Diese muss ausreichend gegen Wind geschützt sein, weswegen man hier mit einer Ballastierung arbeitet, um physische Schäden bei Unwettern zu vermeiden.
Beachten Sie bei allen zusätzlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Nachneigung die Investitionskosten, die die Wirtschaftlichkeit der gesamten Solaranlage beeinflussen. Leidet also Ihre Rendite stark unter den nötigen Anschaffungskosten, dann reicht eine flache Anlage aus, auch wenn die Anlagenleistung etwas niedriger ausfällt.
Rechnen Sie also genau durch, welche Erträge zu erwarten sind und welchen Einfluss Ihre Dachneigung für Ihre Anlage hat. Oftmals werden die kleinen Kostenpunkte vernachlässigt, die am Ende des Tages die Gesamtkosten der Anlage in die Höhe treiben.
Falls Ihr Dach grundsätzlich ungeeignet für eine Solaranlage sein, sorgt ein freistehendes Nachführsystem für eine durchgängig optimale Ausrichtung der Solaranlage. Eine Nachführung richtet sich kontinuierlich entlang der Sonne aus und bewegt sich entlang der Sonnenverlaufskurve.
Beachtet man nur die Ausrichtung, ist das sicher die optimale Lösung, um die höchsten Erträge mit der Anlage zu erwirtschaften. Zu beachten sind die hohen Anschaffungs- und Installationskosten eines Nachführsystems. Außerdem sind die laufenden Kosten für die Wartung und der erhöhte Platzverbrauch der Geräte nicht zu unterschätzen. Außerdem kann die verbaute Mechanik verschleißen, sodass die tatsächliche Lebensdauer ungewiss ist.
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Zieht man also den Vergleich zu einer freistehenden PV-Anlage im Garten oder einer herkömmlichen Aufdach-Anlage, ist eine Nachführung nur geeignet, wenn man über den notwendigen Platz auf dem Grundstück verfügt und die Anlage eher klein dimensioniert ist, also weniger als 3 kWp.
Zu einem Nachführsystem ist nur dann zu raten, wenn das Hausdach ungeeignet ist und alle anderen Alternativen nicht möglich sind. Außerdem lohnt sich eine Nachführung nur bei kleineren Anlagen. Geht man rein nach der Ausrichtung, gibt es sicher keine bessere Lösung als ein Nachführsystem.
Die meisten Hausbesitzer machen den Fehler, sich bei der PV-Dachbelegung nur auf die Ausrichtung und Neigung zu fokussieren, wobei Verschattungen viel mehr Schaden bei der Wirtschaftlichkeit anrichten als die bloße Ausrichtung der Solaranlage.
Bevor Sie die Ausrichtung nach der Sonneneinstrahlung in die Planung einbeziehen, sollten Sie zunächst möglichen Schattenwurf auf dem Dach kontrollieren. Werden bestimmte Dachflächen stark verschattet, sollten Sie von einer Belegung an diesen Stellen absehen und die anderen Flächen einbeziehen.
Bei einzelnen Verschattungen helfen sogenannte Solaroptimierer, welche kleinere Mängel ausgleichen und eine ganzheitliche Ertragsminderung der PV-Anlage verhindern. Das ist aber auch wieder zusätzlichen Anschaffungskosten verbunden, weswegen Sie im ersten Schritt versuchen sollten, eine schattenfreie Belegung Ihres Daches zu erreichen.
Um herauszufinden, welche Ausrichtung für Ihre Solaranlage am besten geeignet ist, lohnt es sich, die genauen Erträge für die einzelnen Dachflächen auszurechnen. Das können Sie entweder mit einer Excel-Tabelle machen oder mit Hilfe eines Kalkulators zur Bestimmung der möglichen Erträge.
Nutzen Sie dafür gerne den kostenfreien Ausrichtungsrechner von Hausguru. Damit erhalten Sie mit wenigen Eingaben eine sofortige Auswertung der möglichen Leistung auf Basis der Himmelsrichtung und Neigung.
Ohne Frage gibt es Ausrichtungen, die besser geeignet sind als andere, um mehr Ertrag mit Ihrer Solaranlage zu erwirtschaften als andere. Mittlerweile sind PV-Module ausreichend stark, um gute Erträge auch bei weniger geeigneten Himmelsrichtungen zu ernten.
Bevor man sich um die Ausrichtung der Solaranlage kümmert, ist die Voraussetzung für eine hohe Leistungsfähigkeit der PV-Anlage die Prüfung von Verschattungen. Diese müssen verhindert werden. Ansonsten bringt Ihnen eine perfekt nach Süden mit 30 Grad ausgerichtete Anlage weniger Ertrag als auf der Nordseite, aber dafür ohne Schatten.
Eine Ost-West-Anlage ist eine attraktive Lösung, um den Eigenverbrauch zu steigern, indem die Erzeugung auf den Tag verteilt wird. Eine Südanlage bringt weiterhin die größten Erträge und erzielt häufig Überschüsse.
Es lohnt sich also mit den Gegebenheiten wie verfügbare Dachflächen und Ihren Verbräuchen anzufangen und auf Basis dessen genau zu berechnen, welche Ausrichtung und Neigung die größten Erträge und die höchste Wirtschaftlichkeit erzielen.
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